Impfskandal?

Natürlich ist der Impf-Leerlauf, den wir gerade erleben, ein Skandal. Aber ehrlich: Wer hätte denn wirklich etwas anderes erwartet? Die Aufgabe ist immens, die Versprechen auch. Pharmafirmen sind Unternehmen, die Gewinne erzielen wollen (und müssen), allen armseligen Beteuerungen von Astra-Zeneca zum Trotz, dass man mit den Impfungen keinen Profit mache. Wer’s glaubt…. Die Konzerne sind mit Milliarden Steuergeldern überschüttet worden, aber wenn’s hart auf hart kommt, zahlt die Zeche immer der kleine Mann (und die Frau), während die Gewinne immer im Privatsektor bleiben. Die Aktienkurse zeigen es.

So weit so gut. Das ist ärgerlich und sicherlich auch für nicht wenige dramatisch, vor allem für Pflegekräfte und medizinisches Personal insgesamt, aber damit werden wir leben müssen. Was aber der eigentliche Skandal ist und bleibt, muss auch in dieser für uns schwierigen Zeit klar benannt bleiben: Der Großteil der Menschen in den meisten Ländern des Südens haben in absehbarer Zeit überhaupt keine Chance auf eine Impfung. Die Industrieländer haben dafür gesorgt, dass der Großteil der Dosen, die zur Verfügung stehen, zuerst und flächendeckend bei uns eingesetzt wird. Dem Fortschritt der Wissenschaft entspricht ziemlich genau die Fehlentwicklung bei der Solidarität. Menschen im Süden der Erde werden noch sehr lange auf die Impfung warten müssen und ob sie jemals geimpft werden können, steht in manchen Regionen auch noch in den Sternen. Dabei sterben viele nicht einmal an Corona, sondern an – Hunger. Ihnen brechen die buchstäblich zum Überleben wichtigen Einnahmen weg und dann ist da – nichts mehr.

Die Krise gilt inzwischen als die größte Erschütterung der Weltgemeinschaft seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie lässt sich als Pandemie auch nur in gemeinsamer Anstrengung überwinden. Das war auch abzusehen, und das ist der eigentliche Skandal. Die vollmundigen Erklärungen seitens der Politik, man dürfe die Impfung auf keinen Fall nur für sich behalten, sind die Bits und Bytes nicht wert, auf denen sie gespeichert sind. Den Worten folgen nämlich keine Taten und daran sterben die Menschen des Südens. Traurig, aber wahr. Martin Domke