Archiv der Fürbitten

Impulse zum Zeitgeschehen aus dem Eine Welt Zentrum Herne, 11.04.2020

Ach, HERR, wenn unsre Sünden uns verklagen, so hilf doch um deines Namens willen! (Jeremia 14,7)
Christus hat unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. (1.Petrus 2,24)
Wir erleben mit den leeren Straßen, den ausfallenden Reisen, Ausflügen oder Osterfeiern so etwas wie einen andauernden Karsamstag: Die Stille nach dem Geschehenen, das Suchen nach Antworten, trotz so vieler fröhlicher und mutmachender Aktionen, der Vorbereitung auf Ostern mit Schmücken und Färben und Verstecken bleibt auch viel Traurigkeit und Angst.
Die Nachrichten werden für Deutschland gerade etwas besser, aber für eine wie auch immer geartete Entwarnung ist es viel zu früh. Wie lange wird das gehen? Die Ungewissheit können einige ganz gut wegstecken, einigen geht sie gehörig auf den Geist, andere werden gar nicht damit fertig.
Wir wollen so schnell wie möglich zu dem zurück, was vorher war. Wirklich? Manchen dämmert es, dass wir wohl vieles von unserem Wohlstandsdenken werden aufgeben müssen. Gelegentlich stellt sich die Erkenntnis ein, dass da wohl etliches nicht stimmt mit unserem völlig überhitzten und maßlosen Lebensstil, den die Erde auf die Dauer und schon jetzt nicht verkraftet. Wird alles wieder von vorn beginnen, mit dem Blick auf dann aber möglichst ungebremstes Wachstum?
Der fast schon verzweifelte Wunsch: „hilf uns doch um deines Namens willen“ hat offenbar eine ganz ähnliche Lage im Blick. Wir haben uns an vielen Stellen einfach verrannt und brauchen erst eine tiefe Krise, das klarzukriegen.
Vielleicht ist die Perspektive des 1. Petrusbriefes doch etwas, was wir gar nicht deutlich genug betonen können. Wir Menschen sind erlöst, befreit, nichts anderes meint „der Sünde abgestorben“. Die Zeit, die uns bleibt, sollen für die Gerechtigkeit leben.
Das ist alles andere als ein frommer Wunsch. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass wir im Blick auf die kommende Zeit anders als mit einem klaren Einsatz für Gerechtigkeit auf allen Ebenen wieder auf die Beine kommen. Es ist einfach so viel Ungerechtigkeit durch die Krise ans Licht getreten und zusätzlich durch die vielen Maßnahmen mitverursacht, dass wir keinen Frieden erleben werden ohne dass Gerechtigkeit einzieht, vielleicht Schritt für Schritt, aber ohne Wenn und Aber. Statt Tafeln muss es endlich klare Grundeinkommen geben, statt abenteuerlicher Mieten in den Städten Wohnraum für alle, statt Vertrauen auf freiwillige Vereinbarungen der Wirtschaft ein klares Lieferkettengesetz.
Und wie war das noch mit der Klimagerechtigkeit? Wetten, dass wir da noch richtigen Zoff kriegen?
Wie heißt es in einem alten Kirchenlied? O große Not, Gott selbst ist tot! Vielleicht die größte Krise überhaupt, aber daraus entspringt bekanntlich neues, ganz anderes Leben. In Gerechtigkeit.

Weitere Texte finden Sie hier!

 

zurück zur Archivübersicht