Gedanken zum Anti-Kriegstag

Heute ist Anti-Kriegstag. Das kam beiläufig in den Radionachrichten, denn es ist auch der Tag auf Wörter, die sich nicht reimen. Wahrscheinlich bleibt das dem Hörer eher im Kopf, weil es sofort die Gedanken kreisen lässt. Welche Wörter lassen sich nicht reimen??? Onkel und Mensch zum Beispiel. Und man grübelt die ganze Zeit, ob es nicht doch ein Wort gibt, das sich darauf reimt.

Aber was ist der Anti-Kriegstag?! Wer von den jüngeren Menschen weiß das heute noch?! Ich wurde noch mit dem Begriff „Weltfriedenstag“ groß, habe aber auch noch den Grund gelernt????

Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen - und löste den Zweiten Weltkrieg aus, der Millionen von Menschen das Leben kostete. "Nie wieder Krieg!" forderten deshalb Kriegsgegner in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Heute, über 80 Jahre später, haben wir wieder einen Krieg in Europa. Die Lehren aus dem 2.Weltkrieg sollten eigentlich allen Menschen auf der Welt zeigen, dass Krieg niemals die Lösung eines Konfliktes bedeuten kann und darf.

Da stellt sich nun die Frage, warum im 21. Jahrhundert - die Menschen fliegen ins All, zum Mond und planen einen Flug zum Mars! – Konflikte noch immer mit Waffen ausgetragen werden müssen. Als Philosophin frage ich mich, warum noch immer nicht die Vernunft das Denken der Menschen bestimmt, warum das viele Wissen, was wir zweifellos heute haben, nicht zum Vernunfthandeln und zu weisen Entscheidungen führt, sondern weiter Menschen sinnlos sterben, Waffen produziert und verschickt werden, jeder jeden beschuldigt Täter zu sein. Was ist das für eine Welt???

Aber schon in der Antike haben sich die Philosophen bemüht, Techniken der Redeführung zu entwickeln, um Konflikte zu lösen, zu verhandeln, Eskalation zu verhindern. Es funktioniert immer dann, wenn Menschen es gelernt haben, die Techniken der Diplomatie verinnerlicht haben.

Damit wird deutlich, dass Diplomatie auch und vor allen Dingen Staaten benötigt, welche miteinander Diplomatie führen können. Genau das scheint derzeit leider zu fehlen.

Der Krieg in der Ukraine hat Folgen, die wir noch längst nicht alle erfasst haben. Aber wir wissen, dass Menschen vor Krieg und Gewalt überall auf der Welt fliehen, dass sie auf Unterstützung durch andere Staaten hoffen. Im Eine Welt Zentrum arbeiten wir seit vielen Jahren täglich daran, dass den Menschen, die Opfer von Krieg, Diktatur und Gewalt geworden sind, geholfen wird. Neben den Flüchtlingen aus der Ukraine gibt es viele andere, aus Afrika und Asien. Opfer Häuslicher Gewalt gibt es täglich auch in unserem Land, Opfer von Zwangsheirat und Menschenhandel kommen ebenso zu uns. Jeder weitere kriegerische Konflikt auf der Welt führt zu neuen Flüchtlingsströmen.

Seien wir daher am heutigen Anti-Kriegstag eingedenk der Tatsache, dass Kriege kein Mittel zur Konfliktlösung sind und sein können, dass sie weitere Konflikte hervorbringen und menschliches Leben allzu leichtfertig und viel zu oft aufs Spiel setzen.

Katja Jähnel