Archiv der Fürbitten

Ich will den HERRN loben in den Versammlungen. Psalm 26,12

Wie ist es nun, Brüder und Schwestern? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung! 1. Korinther 14, 26

Die katholische Kirche hat nicht erst seit heute ein kleines Problem: Ganze 60 Priester – die gendermäßig korrekte Form „Priester*innen“ stößt hier an allzu hohe Hürden - wurden 2019 in Deutschland geweiht, das ist weniger als der Abiturjahrgang eines kleinen Gymnasiums/Gesamtschule. Quo vadis, Kirche? Die alte Frage wird durch ein Papier aus dem Vatikan befeuert, in dem u.a. steht, dass „Laien“ keinesfalls priesterliche Aufgaben übernehmen dürfen. Wenn nun sogar Priester und Bischöfe diese jüngste römische „Instruktion“ als „völlig weltfremd“ bezeichnen, wenn sich allerorten Empörung über die „an der Wirklichkeit“ vorbeiziehende katholische Verwaltungsvorschrift breitmacht, wenn sich dies alles sogar in stark steigenden Austritten „aus dem Verein“ zeigt, dann ist auch einem evangelischen Personaldödel wie mir klar: Da ist ordentlich Druck auf dem Kessel.

Wen interessiert schon so ein Kirchenquark? Mich zumindest im Ansatz. Es zeigt, wieder einmal zu Coronazeiten, dass hier schon lange, viel zu lange, etwas grundlegend schiefläuft. Dabei geht es ja nicht einmal um die Frage, warum denn niemand mehr „Priester“ werden will, sondern darum, wie sinnvoll und stimmig die Konstruktion dieses „Amtes“ in sich überhaupt ist.

Evangelischerseits brauchen wir da gar nicht abschätzig oder mitleidig auf die andere Fraktion zu gucken. Die „lutherische“ Seite, die sich gerade in den letzten Jahren einer Wiederbelebung „priesterlicher Funktionen“ und liturgischer Erneuerungen aller Art verschrieben hat, geht unterm Strich genau in dieselbe Richtung. Vikarinnen und Vikare werden in ihrer Ausbildung so sehr auf ihre „Rolle“ getrimmt, dass die eigentliche Frage, wer denn die „Gemeinschaft der Heiligen“ in einem „säkularen“ Umfeld ist und wie sie sich bewährt, kaum noch in den Blick kommt. Wenn nicht „Verkündigung des Evangeliums“ und „missionarisches Handeln“ in unseren Papieren steht, sind wir sofort „sozialethisch eingeschränkt, das können andere auch und vielleicht besser“. Ich frage mich wirklich: Was würde Jesus dazu sagen?

Mich interessieren im Übrigen derlei Zuweisungen und Herabwürdigungen je länger je weniger. Ich sehe die Zukunft der Kirche und damit ihre ganze Würde und „Hoheit“ bei denen, die sich abseits aller Institutionen auf den Weg machen, um beschädigtes Leben aufzusuchen und zu heilen. Wie viele Nachbarschaftsdienste gibt es und gab es, um die niemand weiß und um die auch die Betroffenen niemals Aufhebens machen? Wie viele Dienste und Abschiede in Altenheimen, in denen Menschen Sterbende trotz aller Verbote begleiten? Wie viele versuchen Menschen zu begleiten, trösten, aufzuhelfen? Dazu gehören auch die, die Vernunft und Wissenschaft für gute Ratgeber halten, um die kirchlicherseits nicht selten zu sehende Unvernunft, im Blick auf Versammlungen und Gottesdienste einzuordnen.

Sie alle und viele mit ihnen sind „Priester des ewigen Gottes“. Denn der hält sich mit Sicherheit nicht mit Dogmen und Instruktionen aus Rom oder Wittenberg (heute Hannover) auf, sondern zwinkert uns freundlich zu: „Geht meinetwegen hin in alle Welt! Aber jetzt bleibt ihr erstmal zu Hause und macht dort euren Job!“

Im Übrigen gibt es für Katholiken zumindest in Deutschland die kleine, aber feine Alternative „Altkatholiken“. Mit Frauen als Priesterinnen, Laien die Gottesdienste gestalten, Priester*innen, die heiraten, keine Unfehlbarkeit des Papstes usw.

Obwohl mich das innerkirchlich eigentlich nichts angeht – diese muntere Gruppe von Menschen scheint mehr von der Ökumene, der „Weltkirche“, zu verstehen als so mancher Protestant. Ist nur so eine Idee, wenn wieder mal pro Jahr bald weniger als 50 Priester (die gendermäßig korrekte Form „Priester*innen“ stößt mit Sicherheit auch in den kommenden Jahren immer noch an allzu hohe Hürden) ordiniert werden können.

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